Spargesetzgebung gefährdet zahnärztliche Versorgung in Niedersachsen

Die aktuelle Spargesetzgebung der Bundesregierung mit der strikten Budgetierung zahnmedizinischer Leistungen wird sich dramatisch auf die zahnärztliche Versorgung und damit auf die Gesundheit der Bevölkerung in Niedersachsen auswirken. „Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen nun auswählen, was vorrangig behandelt wird und was warten muss. Für Patientinnen und Patienten wird das unter anderem zu längeren Wartezeiten führen“, sagt der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN), Dr. Carsten Vollmer. Die Folgen der Budgetierung seien für die Bevölkerung Niedersachsens schon jetzt in den Praxen zu spüren und würden sich weiter verschärfen.

Dabei stünden gerade die zahlreichen Einzelpraxen in Niedersachsen durch Preissteigerungen, den Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie sowieso oft schon am Rande der Belastungsgrenze. „Uns berichten inzwischen viele Kolleginnen und Kollegen, dass sie nicht mehr wissen, ob sie im kommenden Jahr ihre Praxis noch fortführen können. Gerade in vielen ländlichen Regionen unseres Flächenlandes wird das zu einer zahnmedizinischen Unterversorgung führen“, erklärt der Vizepräsident der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN), Dr. Lutz Riefenstahl. Schon heute könnten Praxen, deren Inhaber/-innen altersbedingt ausscheiden, kaum mehr nachbesetzt werden.
„Diese Sparpolitik ist ein Brandbeschleuniger für das Praxissterben.“


Neben der Rücknahme der Budgetierung fordert die niedersächsische Zahnärzteschaft dringend den Abbau von Bürokratie. „Durch diese überbordende Bürokratie wird wertvolle Arbeitszeit vergeudet, die bei der medizinischen Behandlung der Patienten verlorengeht“, sagt Dr. Dirk Timmermann, Vorsitzender des Landesverbands Niedersachsen des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ). Er fordert, dass endlich der seit Jahren der Politik bekannte Maßnahmenkatalog des Nationalen Normenkontrollrats umgesetzt werde.


Zahnmedizin sei kein „nice to have“, so Dr. Tilli Hanßen, Stellvertretende Vorsitzende des Verbands Zahnärzte für Niedersachsen (ZfN). Es sei vielfach bekannt, dass Erkrankungen im Mundraum Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit haben. Eine Parodontitis etwa, von der mehr als die Hälfte aller Erwachsenden betroffen sind, hat gesundheitliche Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, kann sich erschwerend auf Diabetes sowie den Schwangerschaftsverlauf auswirken.

Mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz wurde eine drastische Budgetierung zahnärztlicher Leistungen
beschlossen. Laut KZVN ergeben sich daraus deutliche Honorarkürzungen für die Jahre 2023 und 2024.


Für den 13.09.2023 rufen ZKN, KZVN sowie die beiden Verbände zu einem gemeinsamen Protest gegen die Spargesetzgebung sowie die Vernachlässigung der Gesundheitspolitik für den ambulanten Sektor auf. Aus ganz Niedersachsen werden Zahnärztinnen und Zahnärzte gemeinsam mit ihrem Fachpersonal nach Hannover kommen. Die Kundgebung ist von 15-17 Uhr auf dem Platz der Göttinger Sieben in direkter Nähe zum Landtag geplant.